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Leitlinie S3 – Ab­hö­ren der Herz­tö­ne 

Einsatz von CTG/Pinard-Hörrohr

Leitlinien sind Empfehlungen für das Klinikpersonal. Damit Schwangere/Eltern wichtige Aspekte daraus kennen, informieren wir darüber. Eltern wird wesentlich mehr Entscheidungsbefugnis eingeräumt als bisher. Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung bei Klinikgeburten. Informiert zu sein bringt Gelassenheit. Das Personal merkt leicht, ob es mit informierten oder unwissenden Eltern zu tun hat.

LL = Leitlinie
Aussagen der S3-Leitlinie, aus der Kurzfassung. Wir geben den Inhalt in nichtmedizinischer Sprache wieder. Wir zitieren und markieren mit „…“ und Ziffernangabe. Zu beachten sind sprachliche Feinheiten, wie der Unterschied zwischen „soll" und „sollte".

GreenBirth: Wir erläutern ohne den Anspruch der Vollständigkeit und ohne Gewähr. Alle Hervorhebungen, fett oder kursiv von GreenBirth.

Leitlinie zur Klinikaufnahme (5.10): Bei der Aufnahme einer Frau ohne erhöhtes Risiko soll nicht „automatisch“ ein CTG gemacht werden. Es könne und solle auf ein CTG in der aktiven Eröffnungsphase verzichtet werden (bis der Muttermund 4-6 cm geöffnet ist), vorausgesetzt, die Hörrohr Bild1Eins-zu-eins-Begleitung durch eine Hebamme ist sichergestellt. Statt des CTG soll das Pinard-Hörrohr zum Einsatz kommen, das bei regelmäßiger Nutzung mehr Vorteile biete als das CTG. (5.1 ff)

Bei Geburten mit niedrigem Risiko biete ein regelmäßiges Abhören der kindlichen Herztöne alle 15-30 Min. Vorteile gegenüber der CTG-Überwachung. Voraussetzung: Ausreichend Personal: Eins-zu-eins-Betreuung durch ein und dieselbe Hebamme – Erfahrungen beim Personal mit dem Abhören der Herztöne über das Pinard-Hörrohr oder Dopplersonografie. Die Dokumentation der Herztöne muss verlässlich und lückenlos erfolgen. Der mütterliche Puls sollte ebenfalls regelmäßig festgestellt und dokumentiert werden (5.1 ff).

GreenBirth
Dass nicht mehr automatisch ein CTG angelegt werden soll, ist ein großer Schritt nach vorn. Die Bedingung aber ist eine Eins-zu-eins-Betreuung durch ein und dieselbe Hebamme. Diese zentrale Forderung unterstützen wir mit Nachdruck, weil sie als die optimale Geburtsbegleitung erwiesen ist.
Ein Video auf unserm YouTube-Kanal gibt weitere Hinweise.

Das CTG wird empfohlen, wenn die Wehen durch künstliche Wehenmittel (Oxytocin) angeregt oder eigene Wehen verstärkt werden sollen. Ab diesem Zeitpunkt wird die Geburt medizinisch überwacht, d. h. in ärztliche Verantwortung gegeben. Künstlich erzeugte Wehen führen dazu, dass sich der Gebärmuttermuskel krampfartig zusammenzieht. Das verträgt nicht jede Frau. Auch ihr ungeborenes Kind reagiert darauf, was am Herzschlag abgelesen werden kann. Der wird darum mit dem Dauer-CTG überwacht.

Eltern müssen wissen, dass bei mindestens 20 % der Gebärenden Wehenmittel zur Einleitung oder zur Verstärkung vorhandener Wehen verabreicht werden. Wehen lassen häufig nach, wenn die Umgebung fremd und nicht vertraut ist. Durch Wehenmittel wird der natürliche Geburtsverlauf nachhaltig gestört. Mutter und Kind reagieren oft massiv auf die Wirkung von Medikamenten. Wirkungen und Nebenwirkungen werden durch Erhöhung der Dosis intensiver.

Künstlich erzeugte Muskelkontraktionen sind wesentlich schmerzhafter als physiologische Wehen, die von Pausen durchsetzt sind, die Mutter und Kind gemeinsam erfahren, um sich zwischenzeitlich erholen zu können. Frauen halten die Schmerzen durch künstlich erzeugte Wehen oft nicht aus. Als Gegenmittel werden dann Schmerzmedikamente angeboten. Die reichen von leichten bis zu hochpotenten Schmerzmitteln (PDA) und sind für das Erleben der Kinder keineswegs folgenlos. Dazu nimmt die Leitline (1) keine Stellung. 
Wir empfehlen…
Bleiben Sie möglichst lange zuhause, in Absprache mit Hebamme/ Gynäkologln ist das gut möglich. Begeben Sie sich dann in Ruhe zur Klinik. In der Latenzphase (das ist die erste Phase bis sich der Muttermund 4-6 cm geöffnet hat) sollten Sie alles dafür zu tun, dass Sie sich mit dem Ort, an den Sie sich begeben haben, vertraut machen. Sich Zeit lassen, ankommen, sich bewegen, sich den nötigen Raum und die Zeit zu nehmen, das ist jetzt dran. Versuchen Sie, etwas Vertrautes bei sich zu haben, ein eigenes Kuschelkissen, eine vertraute Begleitperson, die bei ihnen bleibt, mit Ihnen spazieren geht.

Damit sich die körpereigenen Wehen auch nach Unterbrechung (wieder) einstellen, benötigen Sie Ruhe, abgedunkeltes Licht, Schutz, die Zuversicht, dass Sie natürlich gebären können. Wenn Sie eine Klinikgeburt möchten, melden Sie sich rechtzeitig dort an, damit Sie in der Geburtssituation nicht noch Formulare ausfüllen müssen. Um alles, was fremd und unvertraut ist, zu meiden, sollten Sie die Räumlichkeiten schon etwas kennen, den Parkplatz und den Weg zur Station.

Abschalten können Sie besser, wenn Sie sich in der neuen Umgebung sicher fühlen. Dafür können Sie im Vorfeld etwas tun. Sich fallen lassen, summen, austönen, wie Sie es vielleicht schon einmal gehört oder geübt haben, geht dann viel leichter. Nehmen Sie Kontakt auf zum Baby, das spürt, wenn Sie ihm gedanklich nahe sind und es innerlich und äußerlich streicheln und ermutigen. Sie beide schaffen die Geburt gemeinsam.

In Coronazeiten kann es sein, dass Sie längere Zeit ohne die Begleitung Ihres Partners auskommen müssen. Auch dann sind Sie nicht allein. Sie haben immer Ihr Baby bei sich. Und Ihr Baby hat Sie. Wenn Sie eine Schwester, Freundin Mutter oder Doula als Begleitung gewählt haben, gilt auch hier: Allein sind sie nicht.

Leitlinie S3 – Allgemeine Informationen

10/2022

 

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