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„Wehenschwäche“ – Dia­gno­se aus Zeit­man­gel

Weheneinleitung verhindern, aber wie?

Wir empfehlen das GreenBirth YouTube Video (11 Min.) „Wenn es los geht“.

Insbesondere beim ersten Kind braucht die Entwicklung des Hormons Oxytocin Zeit. Mutter und Baby stimmen sich langsam auf die Geburt ein, große Veränderungen stehen bevor. Geburt selbst ist Bewegung. Bei den Wehen zieht sich die Gebärmutter zusammen. Das Baby merkt die Veränderung und sucht nach biologischem uraltem Programm den Ausgang.

Die Natur sieht bei diesem Vorgang Ruhepausen für die Mutter und das Kind vor. Die Hormonbildung wird im Stammhirn der Mutter, dem ältesten Gehirnteil, gesteuert.

In der Klinik angekommen, bleiben Wehen häufig aus, die zuhause noch wirksam waren. Kein Wunder, denn die Umgebung ist ja fremd, die Gerüche, der Hall, das Kunstlicht, die innere Aufregung, wie es werden wird. Eine Zeit der Gewöhnung an die neue Situation ist erforderlich. Da schaltet das Stammhirn um auf „Warnung“ und stoppt vorsorglich die Hormonentwicklung, die nach einiger Zeit auch wieder einsetzen würde.

routine zeitdruckIn der Klinik soll aber der dort herrschende Zeitplan eingehalten werden. „Wenn bis morgen früh nichts passiert ist, müssen wir einleiten", solche Worte hören viele Frauen. Die physiologischen Prozesse haben sich in Tausenden Jahren bewährt. Zeitpläne in der Klinik berücksichtigen das nicht. Darum ist solch eine Diagnose zunächst nichts weiter als Ausdruck der Zeitplanung der Klinik.

Sie haben aber ein Recht darauf zu wissen, ob es einen echten Grund zur Eile gibt.
Wie können Sie auf eine solche Ansage reagieren, im Wissen, dass es Pausen und Ruhephasen geben darf? Wie können Sie vermeiden, dass es eine unnötige Geburtseinleitung gibt?

Unsere Anregungen:
Fragen Sie nach einem Grund dafür, dass das Baby sofort geboren werden muss.
Teilen Sie mit, dass der ET ja nur geschätzt ist.
Fragen Sie, ob nachweislich irgendetwas bei Ihrem Kind nicht in Ordnung ist.
Erinnern Sie sich an das Merkwort V R A N N I:

V = Vorteil: welchen Vorteil haben künstliche Wehenmittel für mich und mein Baby?
R = Risiko: besteht für mein Baby ein Risiko?
A = Alternativen: Welche anderen Möglichkeiten als künstliche Wehenmittel gibt es? Noch einmal Nachhause gehen als Vorschlag sollten Sie ernst nehmen. Der Zeitdruck, dem das Personal ausgesetzt ist, hat nichts mit der Geburt Ihres Kindes zu tun, sondern mit der Abrechnungspraxis der Klinik. Bedenken Sie, dass sich Wehen in der Anfangsphase über viele Stunden und auch Tage hinziehen können.
N = Notfall: Besteht ein Notfall?
N = Nichtstun: Was passiert, wenn einfach abgewartet wird, in der Klinik oder zuhause?
I = Individuell: Erinnern Sie sich, dass es für Sie und Ihr Kind nur Vorteile hat, wenn Sie Ihr Baby im eigenen Tempo zur Welt bringen.

Nachweislich sind künstliche Wehen sehr schmerzhaft. Der Gebärmuttermuskel zieht sich krampfartig zusammen. Die Stärke hängt von der Dosis des Medikamentes ab, das meist über die Vene zugeführt wird. Jede Frau und jedes Kind reagiert anders auf das Medikament.

Darum wird auch ein CTG angelegt, um den Herzschlag des Babys zu überwachen. Die Dosierung kann nicht so fein abgestimmt werden, wie es Mutter Natur macht. Mutter und Kind müssen dem Rhythmus des Wehenmittels folgen. Das kann beide überfordern. Die Folge: Viele Frauen verlangen nach Schmerzmitteln. Die PDA wirkt aber nur bei der Mutter, die dann nicht mehr laufen kann, je nach Höhe der Dosierung. Im Liegen erschwert sie dem Baby den Weg auf die Welt. Im Liegen ist der Platz durch das Becken hindurch nachweislich weit geringer als bei aufrechter Körperhaltung.

Eine liegende Mutter, die ihren Unterleib nicht fühlt, erschwert, ohne dass sie das will, dem Kind die Geburt. Das reagiert oftmals mit auffälligen Herztönen, einem dann ernst zu nehmenden Warnsignal. „Wehenschwäche" und „schlechte Herztöne" sind die häufigsten Diagnosen, die einem Kaiserschnitt vorausgehen.

Das natürliche Oxytocin ist der MutterBaby Situation angepasst. Dazu gehören auch Wehen-Schwankungen und Pausen. Die Mutter kann sich bewegen, sie muss nicht ständig verkabelt bleiben. Dadurch bleibt sie im Kontakt zum Baby und kann den Prozess der Geburt geschehen lassen. Das Kind findet im eigenen Tempo seinen Weg auf die Welt.

11/2022

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