Geburtseinleitung – früher Eingriff, späte Folgen
Unterschied zu körpereigenen Wehen
Bei der medizinischen Geburtsbegleitung finden Eingriffe in den Geburtsprozess statt.
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Die Erfahrung zeigt, dass nach einem ersten Eingriff, z. B. dem Verabreichen von Wehenmitteln, nach zuvor festgestellter „Wehenschwäche“, weitere nachfolgende medikamentöse Eingriffe nötig werden. Ein künstliches Wehenmittel erzeugt Wehen, die nicht am Rhythmus von Mutter und Kind orientiert sind, sondern abhängig sind von der Höhe der Dosierung und der Einschätzung von außen.
Körpereigene Wehen steigern sich langsam, so dass eine Gebärende sowie auch ihr Kind Zeit haben, sich zwischendurch zu erholen. Künstliche Wehen können dem Empfinden der Frau entsprechend zu stark sein, dann hält sie die Schmerzen nicht aus und braucht Schmerzmittel. Diese können wiederum den Kreislauf der Mutter beeinträchtigen, so dass stabilisierende Mittel gegeben werden müssen. Während dieser Zeit werden die Herztöne des Kindes überwacht, die sich nun nicht den mütterlichen, sondern der Dosierung der künstlichen Wehen anpassen müssen.
Die häufigste Diagnose für einen Kaiserschnitt lautet: „Schlechte Herztöne des Kindes“. Eltern werden immer ihrem Kinde zuliebe diesem Eingriff zustimmen. Meist denken sie: „Was für ein Glück, dass wir im Krankenhaus waren.“ Sie können nicht wissen, dass die Medikamente, Zeitdruck und fehlende menschliche Unterstützung/Personalmangel sehr häufig die eigentliche Ursache für einen Kaiserschnitt sind.
Eine betroffene Mutter beschreibt, wie unterschiedlich die erste Geburt mit künstlichen Wehen und danach die zweite Geburt mit Hebammenbegleitung verlief:
„Meine erste Tochter bekam ich im Krankenhaus nach 43 Stunden Wehen, einem Buscopanzäpfchen, zwei Meptid-Infusionen, einer PDA, Wehentropf, mehreren NaCl-Infusionen, Dauer-CTG von der Aufnahme an bis zur tatsächlichen Geburt, unzähligen schmerzhaften vaginalen Untersuchungen durch vier verschiedene Hebammen und eine Oberärztin, regelmäßiger Katheterisierung, ungefragt durchgeführtem Dammschnitt, Kristeller-Handgriff durch eine weitere Ärztin, VE-Bereitschaft (d. h. die Saugglocke lag in Griffbereitschaft) und McRoberts-Manöver wegen Schulterdystokie.
Bis auf die letzte Stunde vor der Geburt und die Medikamentenverabreichungen zwischendurch war ich mit meinem Mann alleine, hilflos und verängstigt, mit der Situation und den Schmerzen überfordert. Ich dachte, Geburten müssten so sein, war sogar froh und dankbar, um einen Kaiserschnitt drum herum gekommen zu sein, der mir zwischenzeitlich immer wieder angedroht wurde…“.
"Beim zweiten Kind suchte ich früh eine Hebamme und traf auf die Frau, die meine Leben verändern sollte. Sie lehrte mich mit unendlicher Geduld Vertrauen in mich selbst, mein Kind und meine Fähigkeit zu gebären. Sie führte mich einfühlsam und liebevoll durch die anderthalbstündige, sanfte und selbstbestimmte Geburt meiner zweiten Tochter im Geburtshaus. Durch sie durfte ich Heiung erfahren. Dankbarkeit, für die es keine Worte gibt. "
Aus: Aktiv gebären gibt Stärke. Die Broschüre enthält 12 Berichte von Frauen, die eine vorausgegangene traumatische Geburt überwunden hatten und bei ihrem zweiten Kind eine andere Begleitung suchten und fanden.
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10/2022