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Geburt – Purple Line statt va­gi­na­le Un­ter­su­chung

wissenschaftlich untersuchte Alternative ist die purpurne Linie

Bei gebärenden Frauen werden während der Geburt häufig routinemäßig vaginale Untersuchungen durchgeführt. Vorab ist dafür das Einverständnis der Frau einzuholen. Zweck ist, die Weite des Muttermunds zu überprüfen, die Lage und das Tiefertreten des kindlichen Kopfes zu ermitteln und die Fruchtblase zu ertasten.

Diese Untersuchung ist unangenehm und etwa in der Hälfte der Fälle (48-56 %) ungenau, da das Ergebnis von GeburtshelferInnen unterschiedlich bewertet wird. Weitere Nachteile:

- Bei Frauen, die sexuelle Übergriffe erlebt haben, kann es durch vaginale Untersuchungen während der Geburt zu Retraumatisierungen kommen, insbesondere wenn sie ungefragt durchgeführt werden.
- Häufige Vaginaluntersuchungen zur Kontrolle des Geburtsfortschritts stören nachweislich den Geburtsverlauf.
- Falls die Fruchtblase sich schon geöffnet hat, können durch Vaginaluntersuchungen Keime Richtung Kind geschoben werden, was das Infektionsrisiko für das Kind erhöht.
- Die Weite des Muttermunds, in cm anzugeben, ist allein nicht ausreichend, um den Geburtsfortschritt zu beurteilen. Im Gegenteil: Die Mitteilung über die cm (z. B. „immer noch 2 cm") kann entmutigen und Druck machen. Solche Aussagen führen zur Verminderung körpereigener Wehen. Frauen können schriftlich festlegen, dass Ihnen die Zentimeter nicht mitgeteilt werden.

Zeichen für den Geburtsfortschritt
Es gibt eine evidenzbasierte Möglichkeit, den Fortschritt der Geburt zu beurteilen, die „Purpurne Linie" (Purple Line): Die AutorInnen der Studie kamen zum Ergebnis, dass sie bei 76 % der gebärenden Frauen zu sehen ist. Es gibt einen Zusammenhang zwischen ihrer Länge, der Öffnung des Muttermunds und der Position des kindlichen Kopfes im Becken. Darum kann diese Linie gegebenenfalls als nützlicher Hinweis auf den Geburtsfortschritt gedeutet werden.

Die Purple Line beginnt am Analrand und erstreckt sich bei vollständiger Öffnung des Muttermunds mit etwas 9-10 cm Länge bis zum Steißbein.
Die WHO empfiehlt, vaginale Untersuchungen auf ein Minimum zu reduzieren. Alternativ können erfahrene GeburtshelferInnen die purpurne Linie nutzen. Um sie sehen zu können, ist eine aufrechte Gebärposition günstig. Sie wirkt sich ohnehin durch die Nutzung der Schwerkraft positiv auf den Geburtsverlauf aus. Zusätzlich geben Bewegung, Stimmung, Atmung, Sprache und Energie der gebärenden Frau Auskunft über den Geburtsfortschritt.

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Studie: The purple Line as a measure of labour progress: a longitudinal study, von Shepherd A., Cheyne H., Kennedy S., McIntosh C., Styles M.  und Niven C., vom Department of Nursing and Midwifery der University of Stirling

10/2022

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